Soest

Soest
Soest [zo:st ]:
Stadt in Nordrhein-Westfalen.

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I
Soest
 
1) [zoːst], Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen, 95 m über dem Meeresspiegel, am Hellweg in der Soester Börde, 50 000 Einwohner; Abteilung der Gesamthochschule Paderborn, Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Fachseminare, Studienzentrum der Fernuniversität Hagen; Museen. Elektrotechnik, Akkumulatorenbau, Eisen- und Aluminiumverarbeitung, Maschinen- und Nahrungsmittelindustrie.
 
 
In der Mitte der Altstadt (im Zweiten Weltkrieg stark zerstört), die seit dem 12. Jahrhundert von einer mächtigen Mauer umgeben war (nur Wälle und Gräben sowie Osthofentor, 1523-26, erhalten), liegt die Stiftskirche Sankt Patrokli (erster Bau um 964, Erweiterung zur Basilika im frühen 12. Jahrhundert, Chor, Einwölbung und Krypta 12. Jahrhundert; 1166 Schlussweihe), das bedeutendste romanische Bauwerk Westfalens; markanter Westbau mit monumentalem Turm (zwischen 1190 und 1230; Turmhelm um 1300); Fresken (2. Hälfte 12. Jahrhundert) nur im Nordquerhaus erhalten. Gegenüber der Patroklikirche steht die Petrikirche (um 1150 begonnen, um 1240 zur Emporenhalle umgebaut; frühgotischer Staffelchor, 1322 geweiht) mit romanischen Wandmalereien (Ende 12. Jahrhundert). Die Wiesenkirche (Santa Maria zur Wiese) ist eine hohe, lichte gotische Halle (1313 ff. [?]; Marienstatue am Südportal um 1400; Glasgemälde um 1530, Altäre 1473 und um 1525); der Westbau mit Doppelturmfassade erst 1846-75 vollendet. Hohnekirche (Santa Maria zur Höhe, um 1220-30), eine Typen bildende westfälische Hallenkirche mit Fresken des 13. Jahrhunderts und Altar des Meisters von Liesborn (um 1480). In der katholischen Nikolaikapelle (um 1200) Nikolausaltar des Konrad von Soest (um 1390). Spätbarockes Rathaus mit Erdgeschossarkaden (1713-18). Im Burghofmuseum (mit romanischem Haus, um 1200, und Patrizierhaus von 1559) Exponate bäuerliche und bürgerlicher Kultur. Im Wilhelm-Morgner-Haus (1961-62, von R. Schell erbaut) Sammlung von Expressionisten.
 
 
Die 836 erstmals erwähnte, jedoch ältere Siedlung (merowingischer Friedhof, um 600) gewann aufgrund ihrer Lage an der Kreuzung des Hellwegs mit einer Nord-Süd-Straße in spätkarolingischer und wieder in ottonischer Zeit an Bedeutung. Gegen 1000 hatte Soest das Münz- und um 1100 das Marktrecht. Das im 12. Jahrhundert ausgebildete Soester Recht wurde an etwa 60 westfälische Städte weitergegeben und beeinflusste auch das Recht der Stadt Lübeck. Die günstigen wirtschaftlichen Bedingungen der Stadt (neben der Lage v. a. die Salzquellen) ließen sie zu einer der bedeutendsten westfälischen Handelsstädte werden. Soest war einer der vier westfälischen Vororte der Hanse. 1225 unternahmen die Bürger mit der Zerstörung der erzbischöflichen Pfalz einen ersten Versuch, sich aus der Landesherrschaft der Kölner Erzbischöfe zu lösen. 1444 lehnte sich die Stadt an die Herzöge von Kleve an und löste damit die Soester Fehde aus, die mit der Trennung Soests vom Erzstift Köln endete. 1645, endgültig 1669 kam Soest an Brandenburg (später Preußen). 1817 wurde Soest Kreisstadt, 1975 des neu gebildeten Großkreises.
 
 
 
S. Gesch. der Stadt, auf mehrere Bde. ber. (1995 ff.).
 
 2) [suːst], Gemeinde in der Provinz Utrecht, Niederlande, westlich von Amersfoort, 42 500 Einwohner; Herstellung von Kosmetika, Maschinenbau, Elektro-, Kartonagen-, Metallwaren-, chemische und Kunststoff verarbeitende Industrie.
 
 
Nördlich von Soest liegt Schloss Soestdijk.
 
 3) [zoːst], Kreis im Regierungsbezirk Arnsberg, Nordrhein-Westfalen, 1 327 km2, 306 100 Einwohner, inmitten der fruchtbaren, wenig bewaldeten Soester Börde. Im Norden reicht er über die Lippe ins Münsterland, im Süden hat er Anteil am Sauerland. In der landschaftsprägenden, ertragreichen Agrarwirtschaft (Weizen-, Zuckerrüben-, Gemüse- und Obstanbau sowie Viehzucht auf 64 % der Kreisfläche) arbeiten 3,5 % der Erwerbstätigen, im Dienstleistungssektor 56,9 % und in der Industrie 39,6 %. Neben der führenden Eisen- und Metallindustrie Elektrotechnik, Maschinenbau, Nahrungs- und Genussmittelherstellung mit Schwerpunkten in Soest, Werl und Wickede; im Süden ausgedehnte Waldgebiete (fast 20 % der Kreisfläche) und das Erholungsgebiet an der Möhnetalsperre.
 
II
Soest
 
[zoːst],
 
 1) Johann von, Musiker, Schriftsteller und Arzt, Johann, J. von Soest.
 
 2) Johann von, Maler, Meister von Liesborn.
 
 3) Konrad von, Maler, Konrad, K. von Soest.
 

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Soest [zo:st]: Stadt in Nordrhein-Westfalen.

Universal-Lexikon. 2012.

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